Episode 21 – HIMMEL, HERRGOTT, SAKRAMENT – Eindrücke zur 1. Staffel

Angepriesen als Komödie, aber dann wird es teilweise sehr dunkel. Hari erzählt was er von dieser ORF/BR-Koproduktion um einen etwas bunteren Pfarrer, der Leben in seine neue Münchner Gemeinde bringen soll, hält und ob sich das Anschauen lohnt.
Anmerkung(!) Der Fokus liegt hier bei BFP meist auf zwei Schwerpunkten: dem Projekt und dem Erzählerischen (Story, Plot, Charaktere, etc.). Es gäbe sehr viel zu anderen (filmemacherischen, inhaltlichen, historischen oder lokalen) Dingen zu sagen und auch einiges zu loben. Dafür steht die Kommentarfunktion und die anderen, unten angeführten Diskussionsplattformen zur Verfügung.
Links
HIMMEL HERRGOTT SAKRAMENT auf ORF ON und in der ARD Mediathek
Meine erwähnte Folge zur ORF-Programmplanung (an Montagen)
Rainer Maria Schießler, das „Vorbild“ in der Wikipedia.
Erwähnte Filme und Serien: Pfarrer Braun | Sleepers | Kebab mit Alles | Kebap Extra scharf
Transcript
AI generiert tw. manuell ausgebessert.
HIER KLICKEN für die vollständige Transkription
Speaker0:
[0:06] Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Bruttofilmlandsprodukt,
Speaker0:
[0:08] Podcast zu österreichischem Film und Fernsehen. Heute mal wieder was mit Fernsehen. Mein Name ist Hari List und ich habe eine Serie gesehen, eine bayerische Serie. Ein bisschen blau-weiße Woche hier bei Bruttofilmlandsprodukt, weil die nächste Folge geht es auch um einen bayerischen Film mit österreichischer Koproduktion dabei. Ich möchte mit euch heute über Himmelherrgott-Sakrament sprechen. Eine Komödie, die bis inklusive gestern in drei Wochen in Doppelfolgen im Hauptabend von ORF 2 ausgestrahlt wurde.
Speaker0:
[0:39] Und eine kleine Voraus-Info. Ich empfehle, die Serie gesehen zu haben, weil ich werde jetzt keine Rücksicht auf Spoiler nehmen. Ihr könnt die Serie sowohl in der ARD-Mediathek als auch auf ORF ON sehen. Und falls ihr sagt, ich schaue mir jetzt keine sechs Folgen zu 40 Minuten an, dann glaube ich, wenn ihr nur Folge 3 und Folge 5 schaut, ganz gut gerüstet, wenn ihr vorher was schauen wollt, um dann wieder hierher zurückzukommen. Aber für alle, die jetzt dabei bleiben, die Warnung, ich werde schon detailliert drüber reden. Die einzige Ausnahme ist Folge 4. Ich warne vor Folge 4. Das ist eine Folge, die sehr dunkel ist. Ich werde dann darüber reden, allerdings ohne zu versuchen, den Inhalt so weit wie möglich zu vermeiden. Ich warne davor, sie anzuschauen. Sie ist definitiv aus der Reihe. Sie ist nicht lustig. Sie ist einfach nur dunkel und gehört dort nicht rein. Das lest ihr vielleicht auch in den Kommentaren oder so, wenn ihr auf Facebook bei den ORF-Postings zum Beispiel schaut. Das war, glaube ich, die Folge, wo dann doch ein bisschen Emotion kam. Obwohl die Folge 5, die ich eben empfehle anzuschauen, die bezieht sich überhaupt nicht drauf. Also ihr werdet jetzt dann auch nicht so in zweiter Linie damit konfrontiert. Aber die Folge 5, also ich sage mal so, vor 30 Jahren oder so hätte sie Religionskriege ausgelöst. Plural.
Speaker0:
[1:57] Christen gegen Muslime und Christen gegen andere Christen wahrscheinlich. Aber dazu kommen wir dann später. Und genau das ist der Punkt. Ich werde das jetzt hier in zwei Abschnitte gliedern. Der erste Abschnitt wird sich mit dem Projekt Himmelherrgottssakrament auseinandersetzen. Der Prämisse und was diese Serie eigentlich sein will oder sein soll. und dann, was sie ist, Quoten verrate ich euch, so ein bisschen grundlegender, was kriegen wir hier eigentlich für ein Gericht serviert. Und danach im zweiten Abschnitt möchte ich die Handlung der sechs Folgen kurz durchgehen und meine Gedanken dazu teilen, weil da gibt es erzählerisch, glaube ich, sehr, sehr viel mitzunehmen und auch ein paar Denkansätze. Und es ist sehr, sehr interessant und es ist sicher eine Serie, über die man sehr tiefgründig reden könnte. Man wollte auch, wenn sie eigentlich, und da fange ich dann jetzt schon an, eigentlich ein Unterhaltungsformat sein sollte und so als sowas angeteasert ist und eine Komödie, eine leichte Hauptabendberieselung sein soll. Und wie gut das gelungen ist, darüber reden wir jetzt.
Speaker0:
[3:06] Himmelherrgutsakrament, sechs Episoden, spielt in München. Und die Prämisse ist, dass ein neuer Pfarrer in eine Münchner Gemeinde versetzt wird. Und das Ganze ist natürlich so ein bisschen Fish-out-of-Water-Geschichte. Zuerst habe ich die Verdacht gehabt oder die Befürchtung gehabt, dass es schon wieder Krimi ist oder dass es quasi so eine Art Pfarrer Braun in Semi-Modern ist. Wer sich an Pfarrer Braun nicht mehr erinnern kann, das war ein Pfarrer gespielt von Alfred Fischer, der immer in eine andere Gemeinde versetzt wurde und dann passiert dort ein Mord und er löst einen Kriminalfall und das taugt dem Bischof überhaupt nicht, dann versetzt er ihn wieder. Und das war halt nett. und es gab auch eine englische Vorbild. Ich habe befürchtet, dass es so etwas ist und ich bin so glücklich, dass das keine Kriminalserie ist und das muss man schon mal sagen, hui danke, dass es endlich mal kein Krimi ist und das war auch ein Grund, warum ich mir die Serie überhaupt angeschaut habe und so mit so einem, wohligen Interesse auch und so, dass es mich auch dazu gebracht hat, jetzt diese Folge zu machen. Das Ganze ist eine ORF Bayern-Koproduktion, also bayerisches Fernsehen und in Bayern wurde die, also im Bayerischen Rundfunk wurde die schon ausgestrahlt 2003. Also die Serie ist schon relativ lang auf Lager. Kurzer Einwurf aus dem Schneideraum. Natürlich war es 2023, nicht 2003. Das wäre besonders arg. Sorry dafür.
Speaker0:
[4:27] Und bei uns ist die eigentlich bisher nicht so wirklich aufgetaucht. Und ich habe erst im Mai von dieser Serie erfahren, weil da gab es eine Presseaussendung vom ORF, dass die zweite Staffel gedreht wird. Und in dieser Presseaussendung scheint auch, dass die voraussichtlich 2025 im ORF ausgestrahlt wird. Und das ist wieder dieses, ich weiß nicht, die Programmplanung vom ORF, die ich hier schon öfter kritisiert habe. Ich verweise auf meine Folge von vor ein paar Wochen zu den Montagspremieren.
Speaker0:
[4:57] Und ja, ich weiß nicht genau, warum das so schwierig ist oder warum die jetzt genau abgespielt wird. Wie gesagt, 2023 war es im BR und auf Amazon ist die Serie auch schon länger verfügbar. Trotzdem haben die ersten vier Folgen sehr, sehr gute Quoten gehabt. Also für einen Sommer mitten unter der Woche. Ich weiß jetzt nicht, was das Wetter war und was die Gegenprogrammierung war. Aber am ersten Mittwoch, wo eben zwei Folgen ausgestrahlt wurden, waren 630.000 Leute dabei. und am nächsten Mittwoch wieder zwei Folgen. Bei der ersten 750.000, also eine Steigerung von fast 20%. Und in der zweiten Folge, was klar ist, die ist dann später, die läuft am 21 Uhr, da waren es dann immer noch über 700.000 Leute. Also das ist ein absoluter Erfolg. Und während ich jetzt gerade das aufnehme, laufen die fünfte und die sechste oder die letzten zwei Folgen im ORF 2. Das heißt, ich kann euch die Quoten nicht sagen.
Speaker0:
[5:50] Logisch, ich kann nicht die Zukunft schauen, Aber ich werde es euch dann morgen entweder in den Show Notes nachliefern und oder auf Social Media posten, falls es euch interessiert. Ich bin sehr gespannt, wie das ist, vor allem, weil die vierte Folge besonders ist und ich mir vorstellen könnte, dass die vierte Folge die Zuschauer verkrault, weil sie so anders ist. Aber dazu komme ich dann noch. Was ich unbedingt hervorheben möchte, ist, dass das Intro irrsinnig gut ist. Die Musik, Herbert Pixner und auch wie es grafisch aufbereitet ist, ist witzig und macht eigentlich Lust auf das, was jetzt folgt. Das muss man ganz klar sagen. Ich würde jetzt nicht sagen, es ist das Beste an der Serie. Das ist immer ein bisschen… Ich kenne Serien, wo das Intro tatsächlich einfach das Beste ist. Und dann ist in der Serie sonst nichts dran. Aber man muss natürlich sagen, die Serie ist extrem unrund. Und die ersten drei Folgen funktionieren halbwegs miteinander.
Speaker0:
[6:48] Die zweite Folge hat allerdings trotzdem ein paar Besonderheiten und reißt raus. Oder nicht reißt raus, sondern sticht heraus. Da werden wir gleich noch dazu kommen. Und vielleicht kann man auch sagen, die geraden Folgen, 2, 4, 6, sind ein bisschen dunkler als die anderen. Und vielleicht ist das Absicht. Vielleicht ist das so von der Programmierung her, dass man sagt, wir strahlen sie eh in Doppelfolgen aus. Und wir machen eine heitere und eine dunklere Folge. Vielleicht ist das Konzept. Ich glaube nicht, sondern ich glaube einfach, dass man da ein höchst unrundes Produkt geliefert hat und.
Speaker0:
[7:24] Es ist auch nicht nur unrund, also beziehungsweise es hat auch nicht so wirklich Aktstrukturen, wenn man so will. Es ist halt schon Anfang mit Lende, wie auch immer, aber es geht dann so auf und ab und es passieren Dinge und manchmal passieren Dinge parallel, vor allem in der fünften Folge, die nicht notwendigerweise parallel passieren sollten. Oder man sieht irgendwie logisch, dass da eigentlich zwei oder vielleicht sogar drei Folgen in einer drin sind. Und das ist ganz interessant, weil eigentlich sind die Folgen überladen teilweise oder wirken überladen. Sie wirken und sie sind aber extrem langsam. Einerseits, wie die Leute miteinander sprechen, wie es geschnitten ist. Und es ist auch jetzt nicht so, dass ständig Action ist wie in einem großen explosiven Blockbuster oder sowas.
Speaker0:
[8:08] Sondern es ist einfach langsam und es ist irgendwie für Comedy, und das ist halt ein Problem, finde ich, Comedy findet normalerweise, oder was wir so gewohnt sind, vor allem vom amerikanischen Fernsehen, aber auch vom deutschen Fernsehen, im 20-Minuten-Format statt. Oder wenn es eine etwas aufwendigere ist, im 30-Minuten-Format. Und das sind jetzt halt 40 Minuten. Und 40 Minuten lang lustig sein, ist extrem schwierig. Und ich glaube, dass wenn man das auseinandergenommen hätte und das kompakter gemacht hätte und die Geschwindigkeit ein bisschen erhöht hätte, dass man zwölf sehr gute Folgen hätte gehabt, oder vielleicht nicht zwölf, aber neun, zehn sehr gute Folgen gehabt hätte, wenn man die schwierigeren Sachen anders aufbereitet hätte, beziehungsweise herausgelassen hätte. Und das ist ein bisschen ein Problem vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen, dass man so fixiert ist auf die 90 Minuten Krimi, die man so standardmäßig produziert oder die so das Hauptprodukt sind, dass man dann irgendwie, ja, wir machen dann vielleicht mal hin und wieder Dinge in 40, 45 Minuten und die packen wir aber dann wieder zusammen oder manchmal werden auch Serien einfach zusammengeschnitten auf 90-Minuten-Filme. Das ist auch etwas, was die ARD dann immer bestellt von österreichischen Produktionen.
Speaker0:
[9:14] Und das ist jetzt hier, glaube ich, auch so ein bisschen das Syndrom oder beziehungsweise die Story und die Geschichte, die Potenzial hat absolut, ist ein bisschen Opfer dieser öffentlich-rechtlichen Logik und damit sollten wir uns bitte nicht zufrieden geben, Weil Komödie, gescheite Komödie haben wir uns schon verdient, aber das Öffentlich-Rechtliche hat Angst vor Komödien und weicht dann auch in dieser Serie, wo man sagt so, also ich weiß nicht, Bayern wird irgendwie in Österreich glaube ich als sehr lustiges Land wahrgenommen, wo sehr, sehr viel gute Comedy herkommt und irgendwie denkt man sich, ja, wenigstens die Bayern könnten es richtig machen und dann, nein. Nein.
Speaker0:
[9:53] Ja, insofern, die Folgen sind einfach so unterschiedlich und so, naja, nicht wirklich kohärent, obwohl der gleiche Autor und Regisseur das verantwortet hat, eben Franz Xaver Bogner. Und der ist jetzt kein Anfänger, ja, deswegen frage ich mich halt, ja, was ist da passiert? Und wenn wir dann in die Inhalte gehen, glaube ich, können wir auch darüber nachfragen, was hat eigentlich die Redaktion, hat die Redaktion da nicht eingegriffen oder sollte die Redaktion da nicht vielleicht eingreifen? Ich meine, das sind ja von den Sendern Verantwortliche, die das redaktionell betreuen und die halt sagen, ja, das brauchen wir, das wollen wir oder das geht gar nicht und wie auch immer. Der ORF-zuständige Redakteur war der Bernhard Natschläger. Und der Bernhard Natschläger war in Brutal Filmsproduktion Podcast Gast in der alten Version damals, vor fünf, sechs Jahren. Liebe Grüße, Bernhard. Wie gesagt, ich bin mit dem Endprodukt, ich finde es okay, aber es gibt extrem viel inhaltlich darüber zu reden. Und ich finde es dann unterm Strich, naja, also ich habe Redebedarf. Ich habe vielleicht sogar Bedarf an serienmäßiger Seelsorge. Und ich glaube, das Wort Seelsorge werde ich jetzt noch ein paar Mal sagen, wenn es um die Inhalte geht. Damit beenden wir diesen ersten Teil.
Speaker0:
[11:09] Aber ich rufe dazu auf, zu diskutieren, was erwartet sie euch von Comedy? Oder habt ihr wirklich das Ganze insgesamt als Comedy wahrgenommen? Oder sagt sie, naja, da waren einzelne Folgen vielleicht, die als Komödie durchgehen. Aber insgesamt war es schwierig. Hattet ihr auch Probleme mit Folge 4? Alle, die es gesehen haben, das war die Folge mit der Familie. Ich sage nur so viel.
Speaker0:
[11:33] Und insofern, alle Möglichkeiten, mit mir zu diskutieren, findet ihr in den Show Notes. Freue ich mich drauf. Sagt mir, was ihr davon gehalten habt. Und wir beginnen jetzt den zweiten Abschied. Und ich möchte jetzt ganz so schnell wie möglich, aber trotzdem mit einem gewissen Detailgrad die sechs Folgen durchgehen und euch ein bisschen näher bringen, was ich mir dabei gedacht habe und wo die Serie wirklich Probleme hat. Ich mache ja meine Filmkritiken immer in 15 Minuten, nur ein Take und so weiter. Ich versuche jetzt auch hier ein Take zu machen, aber ich werde mich jetzt nicht an die 15 Minuten Beschränkung halten, weil es natürlich völlig bescheuert ist, weil das hat ja die Länge von drei Filmen. Aber verzeiht mir, wenn ich ein bisschen aushole und bei ein paar Dingen ein bisschen, wie soll ich sagen.
Speaker0:
[12:17] Ich weiß nicht, ob ich emotional werde, weil mich beschäftigt das und ich finde auch, Ich komme ja auch aus einer katholischen Gegend und katholischer Prägung und ich habe auch überhaupt kein Problem mit der katholischen Kirche als Institution. Also kein Problem, nicht, aber nicht so viele Probleme wie andere Leute oder beziehungsweise meine Probleme sind andere. Und ich anerkenne, dass Pfarrer als sehr, sehr wichtige Rolle in einer Dorfgemeinschaft und in ihrer Gemeinde, ob das jetzt innerhalb der großen Stadt ist oder ob das eine einzelne Dorfgemeinschaft oder Kleinstadtgemeinschaft ist, ist dann egal. Also ich finde, die Funktion des Pfarrers kann eine sehr, sehr wichtige sein und gleichzeitig ist das Berufsbild Pfarrer so einen extremen Wandel unterworfen Und die katholische Kirche hat einerseits Probleme, Leute zu finden, andererseits hat sie natürlich auch ein extremes PR-Problem, oftmals, und Pfarrer an sich oder der Beruf des Pfarrers. Und ich glaube, eine Serie, die das Ganze mit einem positiven, modernen Spin, und ja, von mir aus lässt die katholische Kirche das mitfinanzieren.
Speaker0:
[13:26] Also den Beruf und die Berufung, wie es so schön heißt, darstellt, also ich habe damit überhaupt kein Problem. Also vielleicht sind es Leute, die dann sagen, Alter, ich will keine, ich will kein Pfaffen sehen, ich will keine Kerzenschlucker-Geschichten hören und so weiter. Das, das, das, so bin ich nicht, so sehe ich das nicht. Ich, ich, ich stehe dem einmal wohlwollend gegenüber, natürlich aus meiner eigenen Prägung heraus, aber eben auch in dem, dass ich sage.
Speaker0:
[13:52] Ich finde, ein guter Pfarrer kann etwas extrem Positives sein für die Menschen in seinem Wirkungsbereich. Und die Serie schien mir von Anfang an sowas zu sein, dass da ein moderner, auch junger, lokaler Pfarrer kommt und sagt, wir machen ein paar Dinge anders. Das ist so der Pitch, den diese Serie eigentlich gegeben hat. Wobei, als ich natürlich die Presse-Aussendung gesehen habe, in der der ORF die Dreharbeiten der zweiten Staffel angekündigt hat, stand da nicht nur drin, voraussichtlich noch 2025 wird die erste Staffel ausgestrahlt, sondern es stand auch der Inhalt drin. Es stand drinnen, dass Fahrer, Reiser und Lisa jetzt ein Paar sind. Das stand da.
Speaker0:
[14:37] Und damit war natürlich auch ein bisschen was… Also einerseits war ich damit gehuckt oder geködert, auf Deutsch, Entschuldigung, mit, aha, wir sind plötzlich in der Realität und dagegen war angekommen. Es ist Realität, dass extrem viele Pfarrer Partnerinnen oder Partner sogar haben. Das Zölibat ist ein verlorener Kampf für die katholische Kirche. Die Evangelischen machen es nicht, die anderen Religionen machen es nicht. Es ist ein verlorener Kampf, sie wollen es nur noch nicht zugeben. Und das Zölibat ist ganz sicher ein Grund, warum viele, viele Laien dann halt bestenfalls Diakone werden. Diakone dürfen verheiratet sein. Ich kenne das aus meiner Heimat, wo ich halt mit meiner Mama hin und wieder am Sonntag gehe, dass dort halt was Diakone, was das für wertvolle Mitglieder sein können. Und da gibt es sicher auch Diakone, die gern Fahrer werden oder auch vielleicht eben diesen einen Schritt höher machen würden. Aber dadurch, dass das Solibat existiert, geht das einfach nicht.
Speaker0:
[15:36] Das ist ein Problem der Kirche. Und dass diese Serie sich diesem Problem annimmt, das fand ich gut. Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch mutig sagen muss 2025. Ich glaube …
Speaker0:
[15:52] Diese Serie hätte vor ein paar Jahren oder vielleicht einer zweistelligen Anzahl von Jahren schon für einen gewissen Wirbel gesorgt. Ich habe das eh schon ein bisschen angeteasert am Anfang. Nein, keine Religionskriege, bitte. Das war völlige Übertreibung. Aber zumindest zu Diskussionen. Ich bin nicht fündig geworden, dass 2023 in Bayern irgendwelche Diskussionen größeren Ausmaßes stattgehunden hätten. Ich bin halt sehr gespannt auf die österreichische Diskussion. Und mir ist ehrlich gesagt auch wurscht, was in Bayern geredet wurde vor Zayern.
Speaker0:
[16:25] Und man hat gesehen, dass es schwierig ist zu finden, beziehungsweise, dass man ein bisschen tiefer graben muss. So viel Aufwand wollte ich da jetzt auch nicht gehen, ehrlicherweise. Verzeiht mir. Aber ich bin sehr gespannt auf die österreichischen Reaktionen und ob es irgendwas gibt. Und sollte es besonders viel geben, dann werde ich sicher noch eine Nachfolge-Folge machen. Was ist das? Kann man das so sagen? Eine weitere Folge machen, in der ich dann diese Reaktionen zusammenfasse. Aber ich habe jetzt ein paar Reaktionen speziell zur vierten Folge gelesen, denen ich durchaus zuordnen, äh, zu stimmen möchte. Das ist es. Und, ähm, ja. Aber wir fangen am besten am Anfang an. Ich habe schon erwähnt, dass das Intro super ist. Ich muss es nochmal erwähnen. Es ist wirklich witzig. Ich mag auch, es ist ein bisschen ein Ohrwurm, ist es vielleicht nicht. Aber es holt dich, glaube ich, rein. Es ist so eine gute Mischung aus modern und Kirche und traditionell, also ländlicher Musik. Das ist ein perfekter Theme-Song, muss man auch mal sagen. Das sieht man nämlich in Österreich und Deutschland auch nicht so gut. Ich wollte es noch mal. Es ist so gut, dass ich es noch mal sagen wollte.
Speaker0:
[17:30] Die erste Folge, beziehungsweise die ersten drei Folgen, diesen einen Block, die finde ich relativ kohärent. In der ersten Folge geht es eigentlich recht klassisch los. Wir haben diesen Pfarrer, die Folge heißt auch Wilder Hund, glaube ich. Der Pfarrer kommt zu spät, er hat das Programm umgeschmissen von der Taufe und er eckt sofort an mit der Konservativsten im Raum, die natürlich Stadträtin ist und die sich natürlich aufbudelt. Und in Wahrheit sagt er dann, es geht halt und das ist so ein bisschen die Grundessenz, glaube ich, die man in der Serie vermitteln will und die man auch vielleicht vermitteln kann. Es geht um das Kind, es geht um Gott und er sagt dann, es geht auch um mich. Das fand ich gar nicht so falsch. Man sagt, es gibt diese um was es hier wirklich geht. Vielleicht würde ich sagen um die Eltern und die Kaufpartin oder so vielleicht auch noch, aber im Großen und Ganzen hat er recht. Es geht nicht um vier Elefants. Wenn das seine Leitschnur wäre für seine Fahrerstätigkeit und für seine Seelsorge und so weiter, dann ja, bitte gerne. Und daraus lässt sich sicher auch sehr viel Konflikt beziehungsweise idealerweise auch Comedy ziehen und sehr viele Lacher. In den Materialien zur Serie wird immer wieder darauf hingewiesen, es wäre eine Problemgemeinde. Er würde in eine Problemgemeinde versetzt werden. Das sehen wir eigentlich nicht wirklich. Es ist eine Gemeinde mit sehr, sehr wenig Kundschaft. Ja, okay, ist das. Aber ich weiß nicht, ob das so wirklich eine Problemgemeinde ist.
Speaker0:
[18:56] Auf jeden Fall hat der Bischof, der ihm, also der Kardinal eigentlich, gespielt von Erwin Steinauer, einer von den Österreichern im Cast.
Speaker0:
[19:05] Hat ihn dorthin versetzt und er kommt aus Rosenheim. Rosenheim ist ja eine Autostunde entfernt von München oder so, was ein bisschen ein Problem ist, weil er ja immer wieder dorthin zurückgezogen wird, aber.
Speaker0:
[19:15] Auch gleich in der ersten Folge. Aber diese Zurückkehr, wo er seinen Onkel beim Sterben begleitet, das ist ganz wichtig, finde ich. Oder es ist, also es versucht etwas, was ich durchaus verstehen kann, nämlich Lisa ist ja dabei. Und Lisa wird von Anfang an als, also vielleicht nicht als Love Interest, das würde ich noch nicht so sehen, aber sie wird eindeutig als, da ist eine Verbindung zwischen diesen beiden Menschen. Und du könntest natürlich sagen, ja, ein Pfarrer heutzutage braucht ja auch Verbündete in der Gemeinde und vielleicht auch Verbündete innerhalb der Leute, die jetzt nicht unbedingt die regelmäßigen Kirchgänger sind oder so, aber eine Grafikerin zum Beispiel ist ja ein sehr wertvolles Asset für jemanden, der auch Öffentlichkeitsarbeit machen will und so weiter. Also die beiden zusammenzubringen und zu verknüpfen auf einer emotionalen Ebene ist eine gute Idee. Und das passiert, indem sie ihn chauffiert, also sie lernen sich im Gasthaus, wo er die Sissi, die Wirtin kennenlernt auch, lernen sie sich im Gasthaus ein bisschen besser kennen, unterhalten sich und fahren dann gemeinsam zum Onkel, der im Sterben liegt und er begleitet ihn, gibt ihm die letzte Ölung und sie erkennt dann, okay, das ist ein besonderer Typ. Jetzt muss ich ehrlich gesagt sagen, im Nachhinein dann, er hat halt sich um den Onkel gekümmert und in Folge vier kümmert er sich um eine andere Familie, die auch aus seiner alten Pfarre, aber in.
Speaker0:
[20:42] In Wirklichkeit ist noch nicht klar gesagt, dass er wirklich ein anderer Typ ist. Das entwickelt sich erst später in der Folge. Und ich finde, es hat viel besser funktioniert, als am Anfang irgendwie darüber diskutiert wird, ob jetzt die Orgel spielen soll bei der Taufe oder nicht. Und alle wundern sich, dass kein Organist da ist und Lisa sagt, ohne Musik ist es viel schöner. Und dann stellt sich heraus, der Pfarrer hat die Musik abbestellt und sagt, ohne Musik ist es viel schöner. Und sie gibt ihm so einen Blick und du weißt eindeutig, okay, ja, die sind auf einer Wellenlänge, das hat ein bisschen besser funktioniert, aber natürlich hat die Reise zurück in seine alte Wirkungsstätte, zu seinem alten Hof, Familienhof oder so, zu seiner Cousine und seinem Onkel.
Speaker0:
[21:24] Und die eigentlich recht schöne Abschiednahme vom Onkel mit den Musikern, das hat schon ganz gut funktioniert und wenn das so quasi die erste Folge, die ersten 20 Minuten gewesen wären, wäre das super gewesen, Aber die Folge war dann noch vollgestopft mit einem Fest und mit eben allem dieser Taufe. Und bei der Taufe passiert dann der Titel, nämlich er sagt, es ist irgendwas. Und er sagt, der Himmel, Herrgott, Sakrament. Und dann ist die konservative Stadträtin Susi Stach, zweite Österreicherin im Cast, irgendwie völlig angerührt deswegen. Und es kommt zum unter Anführungszeichen Skandal. Und bei dem habe ich mir dann am Ende der Folge gedacht, ja, ich verstehe schon, was hier passiert. Das ist super Bieder, es ist super öffentlich-rechtlich-konservative Comedy. Aber wenn ihr jetzt jede Folge so liefert, dann war es das schon. Aber dann brauche ich es mir halt nicht anschauen. Ich habe dann halt weitergeschaut und gedacht, ja, sechs Folgen gibt es da schon in voller Länge. Und ja, das hat gepasst. Und ich…
Speaker0:
[22:25] Kann jetzt, wie soll ich sagen, am Schluss sind alle nass und in der Ding drin und die Konservative regt sich auf, dass irgendwie Würstel und Bier und Brezene in der Kirche gegessen werden, weil halt alle hineingeflüchtet sind und du siehst so diesen, und er geht so zufrieden durch und schaut herum und dann fordert Elisa zum Tanzen auf und dann, okay, dann weißt du spätestens dann, wenn du nicht begriffen hast, wo das Ganze hinsteuern soll oder was zumindest vielleicht insinuiert werden soll, wo das hinsteuert, dann, ja, dann fehlt dir es dir an.
Speaker0:
[22:56] Grundlegend Medienverständnis, aber das war erst Folge 1. Wie gesagt, ein gutes, ein okayes Setup, extrem langsam immer noch für meinen Geschmack, wie erwähnt, aber okay, völlig okay. Folge 2 geht dann gleich weiter, da kommt dann diese, dass irgendwelche Leute mit Papageien und anderen Tieren in die Kirche gehen. Das Ganze basiert ja auf einem Sachbuch von Rainer Maria Schießler, der ein Fahrer, einer Pfarrer in München ist und der auch ein bisschen ein bunterer Pfarrer ist und der auch Gottesdienste mit Haustieren durchführt und dann dürfen die Leute kommen mit ihren Viechern. Okay, gut, das ist die Anspielung drauf und er hat auch, glaube ich, inhaltlich beraten und so weiter und ich könnte mir vorstellen, dass der als, also es gibt ja immer wieder so, ich weiß nicht, so, die haben dann so Namen, weil ich überlege gerade, da gibt es diesen, ich weiß nicht, irgendwie, dass diese Pfarrer halt irgendwie die Welt ein bisschen anders sehen Und sie können ja nicht versetzt werden eigentlich. Wenn du nicht zustimmst, kann dich der Bischof nicht versetzen. Das heißt, du bist, wenn du keine groben Verstöße begehst, relativ sicher. Und deswegen haben Pfarrer, also in Österreich zumindest, ich weiß nicht, wie das deutsche Kirchenrecht ist, einen relativ guten und festen Stand, wenn sie wollen.
Speaker0:
[24:14] Ja, aber natürlich auch hier eine kleine Sache aus meiner Heimatgemeinde, da wurde nämlich auch gerade der Pfarrer irgendwie zwangsversetzt gegen den Willen der Gemeinde, der sehr beliebte Pfarrer und das ist natürlich hier in Rosenheim auch passiert, dass denen der beliebte Pfarrer weggenommen wurde und dass er immer wieder so ein bisschen zurückschielt und dass dort eigentlich das ein ziemliches Problem verursachen muss und dass der Pfarrgemeinde dort vor den Kopf gestoßen wird, wenn sowas passiert, das wird halt hier nicht erwähnt. Das wollte ich aber aus der Praxis erwähnen, weil das in meiner Heimatgemeinde und natürlich durch meine Eltern und die Leute, die ich dort kenne, kriege ich das mit und das passiert. Und deswegen, ja, die Diätöse St. Böcken ist keine besonders tolle Management-Organisation.
Speaker0:
[24:59] Kurzexkurs.
Speaker0:
[25:01] Ähm, zweite Folge. Zweite Folge, da wird es dann eher dunkel. Er hat, er ist klassisch, also es fängt an mit, dass sich die Stadträtin, die Konservative, über die Viecher in der Kirche aufregt. Und das Aufregen der Stadträtin, das bleibt immer so ein konservatives Pearl-Clatching. Ja, so ein, so ein, das kann man doch nicht machen. Und dann passiert eh nichts, außer dass man halt so passiv-aggressiv in dem Fall zur eigenen Tochter sagt, was macht er denn hier in der Kirche, das geht ja gar nicht. Und dann gibt es eine klassische, wie soll man sagen, ich weiß nicht, so eine Beichtstuhl-Verbrechensankündigung, die dann dem Pfarrer in ein moralisches Dilemma stürzt, Beichtgeheimnis oder Polizei anrufen. Und Fritz Karl ist der Episoden-Bösewicht in dem Fall.
Speaker0:
[25:48] Und dann entwickelt sich so eine Art, wo ich kurz die Befürchtung hatte, es wird jetzt doch Krimi, dass nämlich der Fahrer dann irgendwie ermittelt oder so, aber Gott sei Dank ist das nicht passiert. Aber der Fahrer versucht, den verstörten, toxischen Mann zu finden, der eigentlich seine Frau und seinen Bruder wegen Fremdgehens umbringen will, die Pistole dabei hat und er arbeitet halt beim Lieferdienst und der Pfarrer hat die geniale Idee, den Lieferdienst einfach anzurufen, 50 Mal und so ihn zu entdecken und er war halt die ganze Zeit in der Kirche gesessen. Also die Story vom Verstörten, der Seelsorge bedürftigen Fritz Karls und des.
Speaker0:
[26:32] Pfarrers, der halt versucht, das Schlimmste zu verhindern, das passiert völlig nebeneinander vorbei und ja, Bei dem Ganzen kommt er halt wieder mit Lisa zusammen und lernt auch ihre Kinder besser kennen und vor allem Nathalie, die Tochter, ihre Gruppe, die hat ja so eine Öko-letzte-Generation-Fridays-for-Future-Gruppe und die spielt ja dann in der dritten Folge eine Rolle. Also ihr seht hier, wie das Ganze ineinander greift und wie das ein kohärentes Bild ergibt, obwohl die zweite Folge da einfach recht wenig Humor hat. Und auch irgendwie die Situation, es ist eine sehr ernste Situation, aber sie wird nicht mit den notwendigen Konsequenzen behandelt. Es wird nicht alles, also wie soll ich sagen, es wird nicht, also auch hier wieder, die Geschwindigkeit fehlt. Es pressiert ja, der hat angekündigt, zwei Menschen zu ermorden und wir sehen ihn auch, Landfriedensbruch begehen und am Schluss ist die Sache zwar Gott sei Dank nicht tragisch ausgegangen, gut ausgegangen ist relativ, nicht tragisch ausgegangen. Er hat weder die beiden noch sich selber verletzt.
Speaker0:
[27:42] Und taucht vor dem Pfarrer auf und sagt, ich will meine Frau zurück. Also er hat auch sein toxisches, wie soll ich sagen, er checkt noch nicht, dass es vorbei ist. Und sein toxisches Verhalten vorher und sein kriminelles Verhalten vorher zu reflektieren. Und wenn der Pfarrer sagt, ich will dich nicht der Polizei ausliefern, weil es ist eh nichts passiert, aber wir müssen daran arbeiten. Da beginnt dann Seelsorge. Und das Problem finde ich, dass die Folge genau in dem Moment aufhört. Er kommt aus dem Beichtstuhl, wo er sich versteckt hat, sagt, ich will meine Frau zurück, abspann. Eigentlich sollte jetzt Seelsorge passieren und ich hätte jetzt kein Problem damit, wenn zum Beispiel dieser Fritz-Karl-Charakter, dieser wirklich verstörte Mann Hilfe bekommt vom Fahrer mit einmal wöchentlicher Sitzung oder was auch immer, also einmal pro Folge oder so. Und es wird an diesem Problem gearbeitet.
Speaker0:
[28:37] Das ist auch eine Aufgabe, die Pfarrer wahrnehmen können, so eine Art Hilfspsychologe. Natürlich sollten sie idealerweise echte Profis zuziehen und sie sollten natürlich auch keine echten und gravierenden Straftaten wie in dem Fall verschweigen. Das passiert in der Kirche ja leider auch zu oft. Das ist das von mir am Anfang erwähnte Problem, das Leute mit der Kirche vielleicht haben, dass da Straftaten unter den Teppich gekehrt werden, anstatt sie vor weltliche Gerichte zu bringen. Also da kann man jetzt eine Moraldiskussion führen, aber daran ist die Serie ja nicht interessiert. Und sie ist ja auch nicht daran interessiert, das in der nächsten Staffel wieder aufzugreifen. Und über den gehörnten Ehemann, ist der im Recht oder nicht? Und Paartherapie oder was auch immer, besteht vielleicht noch der Chance? Aber es ist relativ hilflos, äh, nicht hilflos, aussichtslos, dass er seine Frau jemals wieder zurückbekommt. Ich meine, soweit ist, das ist, glaube ich, klar. Oder dass die wieder zu ihm zurückgeht aus ihrem Willen heraus. Und insofern braucht der Mann halt Unterstützung.
Speaker0:
[29:37] Scheidungsbegleitung statt Sterbebegleitung. Und das ist halt in der Folge recht wenig lustig. Und dann sind wir in der dritten Folge. Und wie gesagt, nicht nur, dass nichts fortgesetzt wird, was in der ersten Folge war, stimmt, ich meine, also nicht in der ersten Folge, in der vorhergehenden Folge, stimmt nicht ganz diese Geschichte mit dem Tiergottesdienst ganz am Anfang der zweiten. Das wurde schon kurz erwähnt in der ersten Folge, wo sie gesagt haben, Hunde haben nichts verloren in der Kirche. Das ist so quasi eine leichte Fortsetzung. Aber das ist dann auch wieder wurscht. Es gibt dann nie wieder einen Tiergottesdienst. Gottesdiensten, es spielt keine Rolle mehr, es ist halt einmal passiert und so, das ist jetzt der Status quo, heißt, es gibt hier Tiergottesdienste und fertig. Und die Kirche hat einen Schritt nach vorne gemacht, bla bla. Okay. Dritte Folge, und hier wird es dann interessant, vor allem für die Zielgruppe. Die Zielgruppe ist in den Sinn natürlich, also die Zielgruppe der Serie, sind ältere Leute. Wenn du zuhörst und du bist über 50 und fühlst dich jetzt beleidigt von älteren, Entschuldigung, aber das ist es.
Speaker0:
[30:38] Das Publikum von ORF 2 ist irgendwo in der Gegend von 60 im Schnitt. Zwischen 50 und 60 ist der Schnitt.
Speaker0:
[30:51] Und das Unverständnis für die jungen, protestierenden Umweltaktivistinnen, das vielerorts vielleicht existieren mag und speziell in konservativen Österreich, in konservativen Bayern existieren mag, hier jetzt zu präsentieren und die Welten der konservativen Kirche und die konservative Großmutter von Nathalie, die Stadträtin, und diese jungen, sehr, sehr wilden und sehr, sehr enthusiastischen Aktivistinnen, an einem konservativen Ort zusammenzubringen in der Kirche, ist prinzipiell immer eine gute Idee. Also da ist Potenzial drin und dann merkt der Pfarrer natürlich, oh, die schießen übers Ziel hinaus und wenn sie übers Ziel hinausschießen und darüber reden, Autos anzuzünden, auch hier, glaube ich, braucht es.
Speaker0:
[31:38] Moderation von einem Erwachsenen, der aber prinzipiell ihnen wohlgesonnen ist. Man könnte es auch Seelsorge nennen. Ich habe gesagt, das Wort kommt heute noch öfter vor. Ja, also Also diese jungen Leute zu begleiten in ihrem Protest und auch moderne Arten von Protest oder von modernem Engagement in Verbindung zu bringen mit zum Beispiel kirchenhistorisch oder religionshistorischen Beispielen des passiven, des gewaltfreien Widerstands zum Beispiel. Und dann sagen, wie kann man das unter einen Hut bringen? Das hier ist genau der Raum. Ich bin auf eurer Seite. Ich, junger Pfarrer, bin auf eurer Seite. Vielleicht haben die Älteren im Raum Erfahrungen mit 68 und was auch immer.
Speaker0:
[32:21] Vielleicht können wir da gemeinsam uns irgendwie verbinden und gemeinsam was bewegen. Und da ist natürlich in dem Moment, wo die jungen Leute vom Autosanzünden reden, ist es halt schwierig. Und dann weiß ich nicht, ob da jetzt das ältere Publikum, das diese Serie schaut, irgendwie aktiviert oder emotionalisiert werden soll und gegen sie gestellt werden soll. Das weiß ich nicht. Und später kam ja auch die Situation, dass der eine, der Freund von Nathalie, wenn man so will, der glaubt, er ist der Anführer der Gruppe und Nathalie ist ja erst neu dabei. Also hier geht es auch wieder um so ein, wenn man so will, toxisches Männlichkeitsverhalten. Und der braucht ja auch Guidance oder welches Wort könnte man noch verwenden? Seelsorge.
Speaker0:
[33:09] In dem, was heißt es, ein Anführer zu sein? Was heißt es, von einer Gruppe der Manager zu sein? Auch da ist ein Pfarrer natürlich eigentlich eine gute Figur, um sowas zu zeigen. Speziell, wenn der auf Augenhöhe mit dem reden kann, mit den jungen Menschen. Unterstützt von den Eltern und den Großeltern. Weil die Stadträtin ist zwar, naja, eigentlich eine antagonistische Figur, aber sie ist keine wirklich böse Figur, finde ich.
Speaker0:
[33:38] Bevor ich jetzt über die Folgen 4 bis 6 rede, ein kurzer Exkurs zu der Stadträtin Vogelsang, gespielt von Susi Stach. Wie gesagt, die ist so diese konservative, die sich an die Perlenkette greift, aber sie ist nicht wirklich in der Lage, weder bar ihrer politischen Funktion noch sonst irgendwie, auch mit dem Bischof hat sie irgendwie keinen Leiberl, wo sie versucht in der ersten Folge zu intervenieren, dass der den wieder abberuft. Und es ist auch nicht so, dass sie irgendwie wertvolles Mitglied der Kirchengemeinde wäre, also in den Gottesdiensten, wo fünf Leute drin sitzen, ist die Stadträtin nicht da. Also hier die, wie soll ich sagen, Heuchelei und auch die Gefälligkeit der Politik und das ist ja am Land genauso, dass man sich halt gemein macht mit der Kirche und halt zu irgendwelchen Feiertagen mal hinkommt und ja.
Speaker0:
[34:29] Dem Bier stehe ich beim Volksfest, macht gemeinsam, aber das war es dann schon. Und das ist hier genau das Gleiche. Auch hier gibt es Potenzial, da etwas anzusprechen, was das Publikum wahrscheinlich, vor allem das Publikum, das noch in die Kirche geht oder vielleicht sich auch wiedererkennen könnte und ein bisschen ihr Verhalten gespiegelt bekommt und wie moderne Kirche und wie auch dieses Verhalten, wenn man so will, manchmal toxisch sein kann und jüngere Leute oder Leute, die anders denken, davon abhalten kann, in die Kirche zu gehen. Und dass es halt nicht unbedingt Sinn macht, auf Biegen und Brechen das zu verteidigen, was du seit halt 50 Jahren kennst. Und es gibt schon die Möglichkeit, Dinge zu bewahren, aber…
Speaker0:
[35:10] Es ist halt, wie gesagt, es gibt halt Fortschritt und den muss man eben auch moderieren und auch die konservative Stadträtin, die sich ein bisschen auf der Verliererseite sieht und ohne bösartig zu sein, wie ihre Kinder mit dem Firmenunterricht das nicht mehr so ernst nehmen, wie sie das tut und auch die anderen Kinder nicht und ihre Tochter sich trennen lässt und sie findet das nicht gut, dass dann geschieden wird und so, das tut man nicht etc. All diese Andeutungen, sie ist nicht bösartig, aber sie ist trotzdem eine antagonistische Kraft, eine Gegnerin des Protagonisten. Das Problem ist nur, sie verschwindet, dann wenn es wirklich ernst wird. Speziell in Folge 5. Sie ist dann nicht dabei. Sie hat keine Meinung zu dem, was in Folge 5 passiert. Und zwar zu beiden, was ich angekündigt habe mit Religionskrieg, auslösende Events, den zwei, hat sie keine Meinung, sie ist einfach nicht mehr da. Und das ist halt komisch, wenn du diese Person hast, die eigentlich als avatar für das Publikum da ist. Das ist eindeutigere Funktion. Sie ist dein Vertreter. Wenn du jetzt hier zuhörst und du bist über 50, sie ist deine Vertreterin. Oder sie ist vielleicht nicht von dir, aber vielleicht die Vertreterin von deiner Mutter oder deines Vaters. dass die Leute, die jetzt am Land in Niederösterreich, in Kärnten, wo immer in die Kirche gehen.
Speaker0:
[36:32] Und die wird dann aber auch, also die hat dann nichts zu sagen. Und das ist schade, weil diese Perspektive muss natürlich auch da sein. Und darf da sein, weil es gibt sehr viele Leute, die so sind. Und Humor wäre da drin auch zu finden, ganz sicher.
Speaker0:
[36:47] Schade. Und jetzt kommen wir zu Folge 4.
Speaker0:
[36:55] Folge 4 gehört da nicht hin. Ganz einfach. Noch einmal, wenn du bis hierhin zugehört hast und du hast dir noch nichts angeschaut oder du hast dir Folge 3 angeschaut und Folge 5 angeschaut und schau dir Folge 4 nicht an. Folge 4 ist dunkel. Folge 4 ist belastend. Und sie passt da nicht her. Sie gehört da nicht her. Sie gehört nicht her, weil sie den Charakter des Hans Reisers, völlig konterkariert sie gehört nicht dorthin, weil sie überhaupt nichts lustiges an sich hat noch schlimmer als Folge 2 Folge 2 war ernst, Aber es ging gut aus, auch wenn ich gesagt habe, da sollte noch was nachkommen. Diese Folge geht weder für Hans Reiser nicht gut aus und insgesamt kann man auch nicht sagen, dass es irgendwie ein Happy End wäre. Das ist hartes Drama, was du hier in 45 Minuten gesehen hast. Und dieses harte Drama hat seine Berechtigung. Und das kann in einem Film oder auch in einer anderen Serie durchaus Platz finden.
Speaker0:
[37:55] Und man kann das aber schon auch in einer Comedy-Folge haben, aber da muss man das wirklich anders behandeln. Ich habe in den Kommentaren wirklich gesehen, dass Leute gesagt haben, naja, warum haben wir das nicht mit einem Wunder enden lassen? Und ich fand das eigentlich keine schlechte Idee. Also ich hätte jetzt nicht so ein richtiges Wunder, so mit Magie, sondern eher ein medizinisches Wunder oder ein medizinisch unwahrscheinliches Event, Wahrscheinlich eher so, statistisch auffällig, ein Lottogewinn.
Speaker0:
[38:28] Aber es hätte dazu geholfen, dass man auch vielleicht auch in der nächsten Folge dann dazu eine Komödie gehabt hätte oder komödiantische Szenen, wie irgendwelche Leute zum Pfarrer Reiser kommen und ihn als Wunderheiler verehren oder irgendwie sowas. Und er so, nein, nein, das ist nicht das, was Kirche ist. Ja, wir haben zwar unsere komischen Heiligen und die glauben dann immer irgendwelche Leute, sie haben am Grab gebetet und dann wurden sie geheilt und dann, das ist die Grundlage, warum wir Leute heilig sprechen, solche Geschichten. Nein, nein, das ist es nicht. Das ist es nicht. Und schon gar nichts sollte mich jetzt irgendwie verehren und wir machen das, aber ihr seid das schon mal da, also hey, willkommen in der Kirche, wir machen hier Dinge ein bisschen anders, weiter geht’s mit der Geschichte. Also aus der Tragödie Komödie schöpfen zum Beispiel. Ich fand diese Idee super, dass man das mit einem Wunder hätte enden lassen können.
Speaker0:
[39:23] Was aber auch ist, der Pfarrer ist in den ersten drei Folgen ein moderner Pfarrer. Er hat Theologie studiert. Er sagt, Gott ist wichtig, der Himmel ist wichtig, Sakramente sind wichtig. Er ist auch noch nicht, wir sind auch noch nicht so weit, dass er irgendwie an seinem Gelübde, seinem Zölibat, Zölibatären Gelübde zweifelt. So weit sind wir noch nicht. auch wenn sich die Beziehung mit Lisa oder dass die beiden enger zusammengewachsen sind und auch mit der Familie, mit dem Sohn und vor allem mit der Tochter auf Basis, mit der Tochter hat er sie wirklich eng angefreundet in Folge 3, mit dem gemeinsamen Ausflug zu seinem Vater zum Beispiel.
Speaker0:
[40:09] Und mit Lisa ist auch, also sie ist besser zusammengewachsen. Die beiden wären weiter und mein lieber Freund Hannes würde sagen, wir müssen sie shippen oder die gehören geschippt. Das ist so ein Ausdruck, wo man sagt, das sind zwei Charaktere, die nicht zusammen sind, aber du wünschst dir oder du hoffst und du argumentierst dafür, warum sie zusammen sein sollten und du hoffst, dass sie zusammen kommen. Und bis zu dem Punkt, wenn ich noch nicht gewusst hätte, dass die beiden zusammenkommen, hätte ich gesagt, ich glaube, die Serie will sie shippen oder sie will zumindest uns weismachen, dass sie sie shippt. Aber dazu komme ich gleich noch extra, weil das hat jetzt nicht so viel mit Folge 4 zu tun. Entschuldigung. Korinther Folge 5 dazu. Aber der Charakter von Hans Reiser, das ist das zentrale Punkt, der zentrale Punkt, nicht nur, dass er eben sich weiterentwickelt in seiner Beziehung zu Lisa, aber auch, er zeigt eine erzkonservative Seite. Er ist ein moderner Pfarrer, aber er zeigt hier seine ultra erzkonservative Ansicht. Und nicht nur das, auch hier, ich habe jetzt das Wort toxisch heute schon ein paar Mal gesagt, er verhält sich toxisch. Er wird von der Familie, um die es geht, aufgenommen. Er sagt, wir haben die Entscheidung getroffen. Wir treffen die Entscheidung. Und wir haben eine Entscheidung vor Jahren getroffen. Und die halten wir uns jetzt. Was liegt, das pickt. Sinngemäß.
Speaker0:
[41:30] Konservativ. Und weil es auch, um was es auch geht. konservativ, sehr erzkonservativ. Und dann in dem Moment, wo die Familie ihn braucht und ihn als Pfarrer braucht als, say it with me kids, Seelsorger, und für den Sakrament, das relevante Sakrament, in dem Moment sagt er, ich kann das nicht und geht weg. Und lässt die Familie im Stich. Und das ist, Einerseits gescheißen, oder? Sagt man zum Fernseher, voll aus dem Reflex heraus. Habe ich zumindest getan. Und andererseits geht er dann zu Lisa und Lisa richtet ihm die Wahl. Und völlig korrekt sagt, du hast für die Familie da zu sein. Was du willst und denkst, ist nicht deine Aufgabe. Sie sagt sinngemäß, du sollst, er hat jetzt mal, welches Wort jetzt kommt, Seelsorger sein. Und er geht dann hin und in dem Moment, wo er vorfährt, ist die Serie wieder aus. Und wir sehen wieder nicht, dass die Heilung der Familie nach diesem Event, wie die stattfindet und dass er Teil dieser Heilung sein kann. Nein, er ist das Problem. Und er geht zwar hin und du kannst jetzt, im Off passiert schon wieder was. Genauso wie mit dem Fritz Karl toxischen potenziellen Doppelmörder. Im Off vielleicht was passiert. Zeig uns das doch.
Speaker0:
[42:50] Und ich verstehe einfach nicht, wie diese Folge existieren kann. Du willst das nicht sehen um 21 Uhr an einem Mittwoch im Sommer. Die hat da nichts verloren. Und ich frage mich wirklich, was die Redaktion von BR und vom ORF halt, warum die das durchgehen haben lassen. Ich meine, da wird so viel korrigiert und nicht sensiert, nicht, aber korrigiert und feingetunt und das sind ja Leute, also wenn der Autor mit so einer Geschichte herkommt, dann muss man die entweder abschleifen oder sagen, mein Lieber, schicke uns ein Drehbuch für einen Film mit der Geschichte. Wir machen das. Aber nicht hier. Das ist Komödie. Und wir haben dir jetzt eh schon den potenziellen Doppelmörder gegeben in Folge 2. Wenn wir jetzt über Buch 4 reden, nein, das nehmen wir nicht ab. Und deswegen sage ich nochmal, schaut es euch nicht an. Es ist wirklich dunkel. Es ist wirklich dunkel, aber natürlich entwickelt sich die Beziehung oder die potenzielle Beziehung zwischen dem Fahrerreiser und der Lisa weiter.
Speaker0:
[43:53] Folge 5. Und jetzt, meine Damen und Herren, meine lieben Freunde.
Speaker0:
[43:59] Was zum Teufel haben wir da gesehen? Die Folge hat zwei große Handlungsblöcke. Das eine ist, auch hier wieder, warum sind das nicht zwei Folgen? Das eine ist, dass die, ist die Geschichte mit Lisa. Das ist die Folge, wo ihm die Sissi, die Wirtin, die ins Gesicht sagt, du stehst auf sie. Du hast dich in sie verliebt. Stimmt’s? Und er sagt, ja, ich glaube schon. Also es wird quasi sehr schnell am Anfang aufgebaut, okay, das ist jetzt das Problem der Woche oder das Problem der Folge.
Speaker0:
[44:32] Und jetzt könnte natürlich ein Prozess in Gang treffen, denn das ist ja keine Kleinigkeit für einen Pfarrer, der bisher gesagt hat, ich bin Pfarrer, ich glaube und gehorche den Vorgaben meiner katholischen Kirche, ich respektiere das und jetzt, und ich lebe danach. Ich habe mich dafür entschieden, im vollen Bewusstsein, das haben alle am Anfang gemacht, dass Pfarrer und Priester nur Menschen sind und da eben manchmal andere biologische Mechanismen auf einen wirken, geschenkt. Hat der Pfarrer Reiser, also unser Hans, hat der Pfarrer vorgehabt, sich zu verlieben? Sicher nicht. Aber es kam genau im richtigen Moment die richtige Vorderung. Und am Anfang der Folge wird ja geschieden. Das heißt, wenigstens hat man abgewartet, bis sie wirklich geschieden ist. Also so weit hat man sich dann nicht aus dem Fenster gelegt, dass er mit einer am Papier verheirateten Frau was anfängt oder beginnt, darüber nachzudenken, mit ihr was anzufangen. So, wir sind ja noch nicht so weit. Und damit beginnt dieser Handlungsstrang. Und dann eröffnet ihm die gleiche Sissi, die jetzt schon eine Geschichte gestartet hat. Ja du, also mein Gasthaus soll zuspielen.
Speaker0:
[45:42] Woraufhin Fahrer Reiser in Aktion tritt und sagt, ich rede jetzt mal, ich verhindere das. Dieses Gasthaus, also das muss bleiben, weil die Menschen, also das ist ein bisschen komisches Argument, die Menschen brauchen einen Ort, wo sie zusammenkommen können. Und die Sissi hat, glaube ich, in der ersten Folge gesagt, mein Wirtshaus ist meine Kirche. Und es ist natürlich nicht falsch, aber es ist trotzdem ein bisschen komisches Argument zu sagen, Ja, die Menschen brauchen einen Ort vom Fahrer, wo sie kommerziell sich aufhalten können. Auch wenn die Sissi wahrscheinlich dich sitzen lässt, wenn du gerade kein Bier leisten kannst und nur ein Glas Wasser trinken willst oder was auch immer. Aber darum geht es ja nicht. Nein, die Kirche ist der Ort, von dem er eigentlich redet. Und er versucht aber jetzt, das Wirtshaus zu retten mit einem Enthusiasmus und mit einer Energie, die wir bisher nicht so in dem Ausmaß gesehen haben. Schon, aber nicht in dem Ausmaß. Und gleichzeitig parallel ist die extreme wie soll ich sagen emotionale Frage, soll ich oder soll ich nicht oder sollen wir.
Speaker0:
[46:45] Weil Lisa ist ja auch nicht dumm. Und Lisa hat, also ich verstehe schon, dass Lisa, ich glaube, Lisa ist generell die smartere oder die smarterste Person überhaupt in der Serie. Und die hat das sicher schon vorher irgendwie gewusst. Oder ihre Gefühle ist wahrscheinlich schon früher klar. Aber die wird natürlich jetzt nicht einmal ansatzweise probieren, sich mit dieser Idee auseinanderzusetzen, weil das eben ein wahrscheinlich unerreichbarer Pfarrer ist. Wo sie sagt, ich will den ja gar nicht in die Bedruhe bringen, darüber nachdenken zu müssen und irgendwas zu brechen, was ihm wichtig ist und so weiter. Also so interpretiere ich das, aber wurscht. Die beiden am Schluss, also es kommt es, wie man so will, zu dieser Situation, dass sie zusammenkommen de facto. Und das ist okay, es ist passiert. Was habe ich erwartet? Naja, also bis Ende der vierten Folge. Ich habe erwartet, dass die Serie weiterhin mit dieser Idee spielt und dass die emotionale Bindung zwischen Lisa und Hans immer stärker wird. Und dass auch eine sexuelle Spannung dazukommt, die bisher nicht wirklich da war. Noch einmal, wir reden hier von einer ORF2-Hauptabend-Komödie-Serie. Da ist es jetzt nicht so etwas im innen-katholisch-konservativen Kontext. Da ist jetzt sexuelle Spannung nicht unbedingt etwas, was man erwartet oder was meistens drin ist.
Speaker0:
[48:07] Und dass man das aufbaut und dass man das über mehrere Folgen durchzieht und dass man dann vielleicht irgendwann den einen oder anderen Sprung wagt. Dass man entweder, man kann ja auch, auch hier reden wir dann von Sitcom und sitcom-ähnlichen Situationen, dann hat Lisa einen Partner, einen neuen Partner und dann erkennt er erst wirklich seine Gefühle, weil er plötzlich sowas wie Eifersucht erlebt zum ersten Mal in seinem Leben. Ich meine, viele von seinen emotionalen Gefühlen müssen ja vielleicht nicht das erste Mal in seinem Leben auftauchen, aber wahrscheinlich das erste Mal seit, Und keine Ahnung, sei er halt ein junger Mann oder ein Teenager war, oder maximal Anfang 20-Jähriger. Weil er sich dazwischen ja in ein Theologiestudium und seine Seelsorgearbeit, seine Pfarrerstätigkeit woanders hineingestürzt hat und nicht unbedingt Zeit hatte dafür, diesen Gefühlen nachzugehen, was auch Sinn macht. Und jetzt, wo er halt quasi auch in der neuen Pfarrer wieder ein bisschen angekommen zu sein scheint, hat er auch dafür wieder Zeit und Gedanken und Hirnkapazität. Also ich habe irgendwie erwartet, dass sie da aus dieser Schicht rauszutzeln, wie aus einer Weißwurst, was geht und wenn die Serie halt wirklich länger läuft.
Speaker0:
[49:18] Dann ja, dass irgendwann so eine Resolution gebracht hätte, wo dann eh schon jeder sagt, ja, die müssen endlich zusammenkommen und wir haben eh alle, auch die konservativsten Zuschauer, sagen dann, nein, wir haben eh kein Problem, wir wollen das und das ist einfach gut. Es ist einfach gut und wichtig und ihr habt das genauso aufgebaut und so soll es auch sein. Und das ist die ersten vier Staffeln, vier Folgen, Entschuldigung, durchaus gelungen.
Speaker0:
[49:39] Und ich habe erwartet, dass das so passiert. In einer echten amerikanischen Sitcom würde das so sein, weil dann hast du dann früher zumindest 20 Minuten Folgen, 20 bis 25 davon pro Jahr. Und dann ist dieses Will They, Won’t They, Ross & Rachel und Penny & Leonard und was weiß ich, andere Leute, wo es einfach hin und her geht und etc. Das wäre sowas Klassisches gewesen und manchmal wünsche ich mir im ORF einfach mehr klassische Comedy und klassische, Also man kann von den Amerikanern durchaus etwas lernen. Deswegen finde ich also dieses 40-Minuten-Format so unbefriedigend. Die zweite Geschichte, die von Sissi aufgemacht wird, ist, dass ihre Gaststätte geschlossen werden soll und Hans tritt in Aktion und versucht, einen alternativen Raum für eine muslimische Gemeinde zu finden. Und da ist natürlich interessant, das hätte man auch in einer wesentlich schnelleren, unterhaltsameren Montage abwickeln können, was er alles auf, ich meine Immobilien-Suche ist nun mal ein dummer Job. Und als er ihnen dann die Räumlichkeiten, die Kellerräume der Kirche anbietet, das ist natürlich schon eine orge Sache. Also jetzt so historisch betrachtet. Es ist mir völlig wurscht und es ist völlig logisch und es ist auch genau das von mir am Anfang angesprochene moderne Kirche.
Speaker0:
[51:01] Aber ich bin mir nicht sicher, ob es nicht massive, wie soll ich sagen.
Speaker0:
[51:09] Also wenn man das weniger oder wenn man das ein bisschen ernster handhabt und ein bisschen oder ernster oder ein bisschen anders handhabt, dass das auch sehr, sehr schnell missverstanden werden kann. Wie gesagt, zwar 2023, also Bayern ist nicht abgebrannt und es wird auch jetzt, heute wird das Land noch stehen, wenn ihr das hört, bin mir ziemlich sicher. Falls nicht, hört ihr es eh nicht mehr. Ich fand das sehr, sehr interessant und ich finde es sehr, sehr spannend und da hätte man dann echt was auch wieder daraus machen können, auch hier wieder Sitcom, dass man sagt, aha, die neue Gemeinde, die katholische Gemeinde und die muslimische Gemeinde mit einem neuen oder wirkt zumindest sehr jungen, vielleicht progressiveren Imam, da hätte man auch in der, dann vielleicht nicht dauerhaft, aber doch hin und wieder eine Folge machen können, wo man sagt, man trifft auf ein Konflikt, wo dann ein besseres Verständnis miteinander entsteht. Wir hatten das in Österreich zum Beispiel in, wie hieß er denn?
Speaker0:
[52:11] Kebab, extra scharf, hieß der zweite Teil. Kebab mit alles, wurscht auch immer. Das war genauso ein, da ging es eher auf der kulinarischen Ebene. Kebabladen versus alteingesessenes Kaffeehaus von einem Österreicher und die sich dann so ein bisschen kulturkampfmäßig anlegen und am Schluss verbünden und gute Freund werden, wie auch immer. Kulturkampf, das braucht kein Mensch, aber Culture Clash, also ein Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Kulturen, aber am Schluss verstehen wir uns alle ein bisschen besser. Auch das ist etwas, wo du sagst, das ist etwas, was die moderne Kirche, aber auch ein moderner Islam unbedingt brauchen und kommunizieren sollten und diese Stimmen auch, eben in fiktionalen Produktionen eine Fläche bekommen sollten. Das fände ich ganz gut. Allerdings, ich weiß nicht. Es ist sehr, sehr bide. Es überlädt die Folge, weil einerseits hast du diesen extremen Stress, weil er sein Wirtshaus retten will und dann hast du aber den immensen emotionalen Stress, weil er nicht weiß, wie er jetzt mit der Lisa soll.
Speaker0:
[53:16] Und dann haben wir Folge 6 und Folge 6 ist eigentlich das, die eigentlich designt
Speaker0:
[53:22] ist, als so eine Art in sich gehen und schauen, was will ich eigentlich? Will ich Fahrer bleiben oder will ich mit Lisa zusammen sein? Das sind die zwei Optionen, die er hat. Und was macht er? Er geht einen Schritt zurück. Er geht in seine Vergangenheit in Folge 6. Und er war mal Taxifahrer während des Studiums. Und er setzt sich wieder an Steuer seines alten, uralten Chevys und fährt Taxi. Und die Folge heißt irgendwie die Nacht der Entscheidung. Ja, bis Minute 23 ist es Tag. Und er hat halt diverse Kunden, Fahrgäste. und er sackt auch ein mobiler Beichtstuhl und so. Ich finde das eigentlich eine ganz coole Idee, ein Fahrer, der einen Tag lang Taxi fährt. Es kam ein bisschen aus dem Nichts und es war auch jetzt nicht so, dass ich das Gefühl hatte, er hätte jetzt besonders mit sich gerungen und er wäre in sich gegangen. Ich erinnere mich an einen Film, den ich öfters gesehen habe, den ich sehr gut finde, der heißt Sleepers. Und da drin gibt es einen von Robert De Niro gespielten Fahrer in New York.
Speaker0:
[54:26] Der von Jungs, die mal Ministranten bei ihm waren und jetzt erwachsen sind und einen Mord begangen haben. Einen absolut gerechtfertigten Mord. Und sie stehen jetzt vor Gericht. Und er muss für sie lügen. Also sie fragen ihn, ob er für sie lügt. Und ihnen ein Ali begibt. Und was er tut ist, er betet. Er hofft sich göttliche Antwort auf diese Frage. Und wie er sie dann beantwortet, schaut sich den Film an. Aber das ist nicht, was Hans Reiser macht. Hans Reiser ist kein spiritueller Priester. Keiner, der sich hinkniet und sagt, Gott, ich knie jetzt da zehn Stunden, bis ich eine Antwort habe. Das ist er nicht. Sondern er macht das, er muss zu den Menschen und er geht aber woanders hin. Er macht schon einen Schritt in die Vergangenheit. Er will ja nicht zum Beispiel zu seinem Vater zurück. Das ist ja auch ein Problem. Der Vater, ich weiß nicht, ich mag den überhaupt nicht.
Speaker0:
[55:21] Generell seine Rosenheim-Sachen, also nicht nur die Folge 4 jetzt, aber auch das am Anfang, ich weiß nicht, ich bin damit nicht zufrieden und ich mag den Vater gar nicht und der Vater ist ein sehr komisches ein sehr komischer Charakter, also Figur, eine Figur, eine, Drehbuchfigur, nicht also er ist ja auch, ja okay, er ist ein lustiger Beierer aber ja, und.
Speaker0:
[55:45] Pfarrer Reiser verbringt also den Tag im Taxi und es ist aber nicht so, dass er komplett frei wäre von Lisa. Natürlich führt er sie dann zum Bahnhof gemeinsam mit Nathalie, die auf irgendeiner Demo in Berlin fährt oder was auch immer und da ist jetzt auch kein Abstand oder so. Und ich habe jetzt auch nicht das Gefühl, dass die anderen Fahrgäste, ja, da ist das lesbische Paar, das sich liebt, da ist das Paar, das von der eigenen Hochzeit davonrennt und die irgendwie sieht, kommt jetzt erst drauf, dass sie Probleme mit seiner Familie hat oder die Familie hat Probleme mit ihr und dass sie eigentlich kirchlich heiraten wollen. Ja, nichts einfacher als das, Problem gelöst, die Prostituierte mit einem Herzens- und Skirt-Klischee-Figur, die auch gut befreundet ist mit seinem alten Spezzi in der Funkzentrale, der wiederum jetzt im Rollstuhl sitzt, was er gar nicht weiß. Also auch hier wieder, es ist nicht besonders Comedy, es ist dark wieder, ein bisschen, irgendwie. Da geht es um zerstörte Beziehungen oder um Beziehungen, oder um Ehen, die in einer Situation starten, wo die andere Familie halt irgendwie auch wieder toxisch ist.
Speaker0:
[56:50] Und was er nicht tut in seinem Beichtstuhl, seinem fahrenden Beichtstuhl ist, say it with me, Kids, Seelsorge. Und ich weiß es auch nicht, ob wirklich er für sich irgendwas wirklich mitnehmen kann. Also ich finde, das ist eine extrem… Also die Folge kann man schon machen, aber sie ist sehr schlecht umgesetzt und sie funktioniert nicht und sie funktioniert vor allem nicht, finde ich, als Staffelfolge.
Speaker0:
[57:15] Als Staffelfinalfolge, so herum, Entschuldigung, sie funktioniert nicht. Und die Erkenntnis am Schluss ist, er geht zu Lisa und sagt, ich habe mich entschieden. Sie schlafen miteinander. Und er sagt, ich werde beides. Und ich sage, da fehlen ein paar Informationen, da fehlt ein Gedankenprozess, den wir nicht gesehen haben in der Folge. Und das ist wieder etwas, wo ich das Gefühl habe, das passiert im Off. Es ist natürlich irgendwie die logische oder auch die feige und auch die praktische Antwort. Führen wir die Serie weiter, aber jetzt haben wir einen Pfarrer in einer Beziehung. Und jetzt sind wir wieder am Anfang, wo ich gesagt habe, die aktuelle Datenlage sagt uns, Priester und Pfarrer haben in einem großen Prozentsatz Freundinnen und Partnerinnen und Partner. Das ist Realität. Und wir zeigen jetzt einem Pfarrer, der eh schon modern ist, in dieser Realität, die bisher nur im Geheimen passiert oder unter den Teppich gekehrt wird, die naserümpfend akzeptiert wird von den Kirchenoberen.
Speaker0:
[58:26] Okay, jetzt bin ich alle sechs Folgen durch. Mir fällt auf, dass diese komische Szene mit den Muslimen, die die Kirche ausräumen, am Anfang der sechsten Folge, das ist das absolut Weirdeste. Die habe ich jetzt vergessen. Allein darüber könnte ich noch eine halbe Stunde reden, dass das für ein Schaß war. Und ich überhaupt keine Ahnung habe, was die da soll. Es kommt auch nichts raus. Also vielleicht führt das in der nächsten Staffel zu irgendwas. Jetzt habe ich halt, ich bin ein bisschen zwiegespalten, um ein Fazit zu ziehen, ein schnelles. Ist das schon wieder lang. Entschuldigung. Schaue ich diese Serie weiter. Ich glaube, aus einer gewissen Neugier werde ich mir ein, zwei Folgen anschauen. Es werden wieder sechs Folgen sein, glaube ich. Und noch einmal, es ist das falsche Format. Wie so oft. Es ist zu langsam, zu lang und gleichzeitig zu vollgestopft mit Inhalten, die dann wenig Zeit haben zum Atmen. Ich höre jetzt da auf. Nochmal der Aufruf an euch. Wie seht ihr das? Wie hat euch die Serie gefallen? Sagt ihr, das war beste Unterhaltung? Dann würde ich halt schon verstehen, wie kommt ihr mit meinen Punkten zurecht? Wie seht ihr Folge 4? Wie seht ihr Folge 6 und Folge 2, die meiner Ansicht nach einfach insgesamt keine Comedy-Formate waren, wenn man so will. Vielleicht Folge 6 noch am ehesten. Aber Folge 2 und Folge 4 definitiv nicht. Oder sagt ihr, na, das ist ja schade. Ich würde es nicht. Die ganze Serie jetzt. Nicht nur Folge 4.
Speaker0:
[59:50] Ich glaube, Folge 4 ist schon ein bisschen muss man auf irgendeine Bestenliste schreiben, ich weiß nicht. Aber auf der anderen Seite will ich nicht, dass ihr sie seht, weil sie halt wirklich belastend ist. Deswegen warne ich jetzt am Schluss, das ist mein allerletztes, nochmal vor Folge 4.
Speaker0:
[1:00:05] Ja, alle Möglichkeiten, mir eure Meinung zukommen zu lassen, findet ihr in den Shownotes. Ihr könnt es auf bruttofilmlandsprodukt.net/ Kommentar hinterlassen, ihr könnt es mir e-Mail schreiben, ihr könnt es mich auf Social Media erreichen. Ich glaube, das ist eine Serie, über die man wirklich trefflich diskutieren kann und da möchte ich halt das Forum dazu geben und lade euch halt wirklich ein, Ich meine, ich weiß, jeder, der irgendwas im Internet veröffentlicht, sagt am Schluss, gebt es mal eure Meinung und was auch immer. Und ehrlicherweise wird das oft bestraft vom Algorithmus inzwischen. Facebook will das gar nicht, dass du irgendwie zu Engagement aufrufst. Mir geht es nicht um Engagement, mir geht es darum, eure Meinung zu hören. Und wie gesagt, ich lese all diese Kommentare von den Facebook-Postings vom ORF, weil mich das wirklich interessiert, was so der Tenor ist. Und genauso möchte ich euch halt die Möglichkeit geben, das hier zu tun und auch in vielleicht ein bisschen einer längeren Form. Vielen, vielen Dank fürs Zuhören bis.
Abonniere den Podcast RSS | Spotify | Apple Podcasts | Amazon Music | Castbox | Overcast | Radio Republic | PocketCasts | iHeartRadio | Podchaser | Spreaker | Podcast Addict | Deezer
Bild: ZDF