Die Performance der Sommerfilme 2025


Ein großer Sommerhit aus Österreich ist ausgeblieben. Insgesamt hatten die Juli/August-Neustarts aber auch nur 21.300 Besuche. Woran liegt’s? Wenn man sich die 4 Filme genauer ansieht, dann sollte auf dem Papier für alle was dabei sein.

Nachdem jetzt im September und Oktober um die 15 Filme neu im Kino starten, wirkten die beiden Sommermonate wie auf dem Reißbrett durchgeplant. 4 Filme, gestaffelt im perfekten, 2-wöchigen Rhythmus. Aber was war zu sehen und woran (falls überhaupt) sind sie gescheitert.

MÄDCHEN, MÄDCHEN war ein Remake eines beliebten Jugendfilms aus 2001 – das gleiche Jahr, in dem auch DER SCHUH DES MANITU erschien – der in Deutschland fast 1,8 Mio. Besuche hatte (österreichische Zahlen konnte ich keine finden). Aber für welche Jugend wurde der gemacht? Die Millennials (z.B. ich) gingen aus purer Nostalgie offensichtlich nicht ins Kino. Eine neue Generation (an Mädchen) abzuholen gelang auch nicht. Geschichten (auch theoretisch feministische) über das sexuelle Erwachen junger Frauen bekommt die Zielgruppe heute woanders.
Kinostart: 3. Juli; ~9.400 Besuche*

Das Titelpärchen in KARLI UND MARIE verirrt sich zwar dank Filmförderung über weite Teile der Handlung nach Innsbruck und Tirol, aber das war ein 100% bayrischer Film. Ein Fernsehfilm mit höherem Budget, gemacht für ein eindeutig älteres Publikum. Wird im Fernsehen (Servus TV hat mitproduziert) dann das 20-100-fache an Menschen erreichen.
Kinostart: 17. Juli, ~6.050 Besuche *

Plötzlich aufgetaucht wie eine Sternschnuppe (und ebenso schnell wieder verglüht, so ehrlich muss man sein) war WISHING ON A STAR. Eine Vielländerproduktion über eine italienische Wahrsagerin und ihre Klienten. Kein klassischer Dokumentarfilm, sondern von den echten Personen nachgestellte Szenen, teilweise bis ins Unlogische und Unglaubwürdige verzerrt. Kein inhaltlich schwieriger oder gar anstrengender Film, aber die Lexikondefinition von „Meh!“.
Kinostart: 1. August, keine 1.500 Besuche*

Last and best: DIE LETZTE BOTSCHAFTERIN. Was soll man sagen. Weit kein perfekter Film, weil man ihm ansieht, dass er von seinem ursprünglichem Konzept und Arbeitstitel „Tagebuch einer Botschafterin“ in etwas anderes gemorpht ist, ohne das bisher gefilmte wegschmeißen zu können. Aber ein hochinteressantes, uns völlig unzugängliches, gar verborgenes Thema, kompetent umgesetzt. Mit einer charismatischen Protagonistin und nach CARAVAN (Podcast-Kritik) schon der zweite Dokumentarfilm 2025, der Afghanen porträtiert, die in Österreich „hängengeblieben“ sind. Dank großer Berichterstattung rundherum halbwegs brauchbare Besuchszahlen.
Kinostart: 15. August, 4.400 Besuche*

An die Slots am 22. und 29. August hat sich dann kein Film mehr getraut. Nachdem es sich wie gesagt im September so staut, hätte man diese Wochenenden für sich alleine haben können. Ob die wirklich so viel schlechter ausgestiegen wären, als die Filme Anfang und Mitte Sommer oder jetzt im September, wage ich zu bezweifeln. Die Chance auf einen Podcast hier bei BFP hätte es jedenfalls stark erhöht.

Natürlich gab es absolute Hits im Sommer. Denn DAS KANU DES MANITU steht aktuell bei weit mehr als einer halben Million* Besuchen. Aus den USA gab es mit einem neuen JURASSIC WORLD und einem weiteren Eintrag im Marvel Cinematic Universe (MCU) – FANTASTIC FOUR: FIRST STEPS – speziell für die statistisch wichtigste Gruppe an Kinogängern weltweit – junge Männer – starke Konkurrenz. Aus der Riege der Juni-Starts holten sich viele im Sommer noch extra Publikum (ELIO, HOW TO TRAIN YOUR DRAGON, F1). Dazu würde ich sagen, dass das europäische Arthouse dieses Jahr so viele starke Filme liefert, dass die sich wieder etwas gegenseitig kannibalisieren, aber in Summe ordentlich was zu den Kinoergebnissen beitragen können.

Möglicherweise ist das also insgesamt ein ziemlich starker Sommer, aber den österreichischen Film verzeichnen wir darin wieder einmal nur unter „ferner liefen“.

* Besuche sind mit Stand 8.9 lt. den Kinocharts auf Filminstitut.at

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